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Auf den Hund gekommen

18.12.2023   

Spätpubertäre Rentnerprosa. Ein Hund kommt in diesem Band vor. Er erhält den Namen Mister und figuriert als Spiegel des selbstmitleidigen Erzählers. Kinder kommen nicht vor. Stattdessen dreht sich ein großer Teil des Buchtextes um das Geschlechtsteil des Erzählers – sei er nun ein fiktives Ich oder »der Mann«. Nur in einer Geschichte geht es um aktuellen Geschlechtsverkehr, in den anderen um sein Nicht-Stattfinden oder um vergangene und gegenwärtige gescheiterte Bemühungen um sein Zustandekommen. Auch das sich durch die Texte ziehende Selbstmitleid des Erzählers bezieht sich im wesentlichen auf gescheiterte sexuelle Beziehungen. In einer zentralen Geschichte – »Zwei Tage, drei Nächte« – findet jedoch Sex statt. Über viele Seiten werden Kopulationen eines Paars akribisch beschrieben, das sich auf einer digitalen Plattform kennengelernt und in einem Hotel verabredet hat. Die Abschilderung der Sexualakte entbehrt jeglicher erotischen Spannung, sie ist langweilig wie ein Gratisvideo auf einem Pornoportal (ich weiß allerdings nicht, ob die kostenpflichtigen Varianten mehr Spannung bieten). Die Frauen des Buchs sind reduziert auf Sexualobjekte. Über ihre Lebensweise, ihre Interessen und Empfindungen erführe man gern etwas. Andererseits ist das aber auch nicht nötig, weil schon aus der Darstellung der erzählenden und erzählten Männer genug darüber hervorgeht, warum Frauen sie lieber mieden und meiden.

Dass die Gedanken von alternden Männern häufig um Sexualakte und ihren »Knochen« (wie es an einer Stelle heißt) kreisen, mag ja sein. Aber müssen wir davon auch so viel lesen?

Das Buch ist im Selbstverlag erschienen und bei Amazon erhältlich. Das Layout ist mangelhaft, die Außenstege sind ungleich. Die Gestaltung der U4 (siehe Bild) wirkt amateurhaft.


Wolfgang Schömel: Mister, Eva, Frau Wiefelspütz und ich. Neue Neurotische Storys. 2023.