Der Artikel von Claus Leggewie FAZ.net zu den russischen Siegesfeiern am 9. Mai 2022 zeigt wieder, dass ehemalige K-Gruppen-Angehörige immer schon gegen »Russophilie« (Leggewie) imprägniert waren. Den ehemaligen Antirevisionisten, zu denen auch Ralf Fücks, Gerd Koenen und Karl Schlögel gehören, nahm Gorbatschow durch sein Versagen kurzfristig das liebste Objekt der Auseinandersetzung. Putin bescherte es ihnen dann unter anderen Vorzeichen (Text der Nationalhymne geändert, Embleme ersetzt) wieder. Etwas bescheidener als in den 1970er Jahren, als sie in ihren verblasenen Phantasien die Lenker der Weltrevolution waren, empfinden sie sich jetzt vermutlich als Staatslenker – nach dem Muster von »wag the dog«. Von damals haben sie den »Kampf zweier Linien« mitgenommen, vulgo Schwarz-Weiß-Denken, womit sie heute die Feuilletons, Talkshows und das Twitterverse aufmischen.
Bei Claus Leggewie kommt noch eine individuelle Note hinzu. In einem Spiegel-Interview berichtet er 2015:
Leggewie: (…) Argwohn gegenüber Russland haben Sie in dem rheinisch-katholischen Milieu, in dem ich aufgewachsen bin, schon mit der Muttermilch aufgesogen. Und dann erleben Sie auch noch, wie diese MSB-Leute Ihren Professor als alten Nazi angreifen, den Historiker Theodor Schieder …
SPIEGEL: Womit die Spartakus-Leute allerdings recht hatten.
Leggewie: Sie waren von der Stasi gebrieft worden.
In seinem aktuellen FAZ-Beitrag findet sich eine merkwürdige und irritierende Nebenbemerkung über den Vater von Gerhard Schröder.
Am 9. Mai 2005 reagierte Putin, der an diesem Tag von den Opfern seiner eigenen Familie sprach, auf die ›Orange Revolution‹ in der Ukraine. Bundeskanzler Gerhard Schröder, dessen Vater auf dem Rückzug vor der Roten Armee in den Ostkarpaten gefallen war, machte Putin seine Aufwartung. Damals wurde das Tragen des schwarz-orangen Sankt-Georgs-Bandes Pflicht und Mode, das den Stern der Roten Armee ablöste. Der militärische Sieg über die Faschisten wurde damit gewissermaßen gereinigt von der Geschichte des Kommunismus und der bolschewistischen Diktatur.
Soll das so verstanden werden, dass Schröder, einer von 50 Staats- und Regierungschefs, die 2005 in Moskau anwesend waren, Putin »seine Aufwartung« nicht hätte machen sollen, weil die Rote Armee eines bolschewistischen Diktators seinen Vater getötet hat?
Auch der 2011 gestorbene Horst-Eberhard Richter muss sich vorwerfen lassen, aus der Ermordung seiner Eltern nicht die richtigen Konsequenzen gezogen zu haben. Stattdessen förderte er in Leggewies Sicht offenbar die deutsche »Russophilie«:
Die in der deutschen Gesellschaft und Politik verbreitete Friedensliebe brachte das sich nach 1945 ausbreitende Schuld- und Verantwortungsgefühl zum Ausdruck, das nachfolgende Generationen angenommen und noch gesteigert haben – bis zur völligen Ausblendung des Charakters der Sowjetdiktatur und der neoimperialen Bestrebungen des postsowjetischen Russland. Exemplarisch dafür waren Einlassungen des Psychoanalytikers Horst-Eberhard Richter, eines der wichtigsten Sprecher der deutschen Friedensbewegung: Dessen ganze politische und berufliche Mission beruhte auf dem Streben nach Verarbeitung seiner Erlebnisse als junger Soldat ab 1942 an der Ostfront, der er sogar die Ermordung seiner Eltern durch sowjetische Soldaten 1945 unterordnen konnte (…)
Diese kompensatorische Russophilie paarte sich in den Achtzigerjahren in falsch verstandenem Anti-Antikommunismus mit einem haltlosen Antiamerikanismus.
Die Unterstellung, Richter ordne die Ermordung seiner Eltern der Verarbeitung der eigenen Kriegserfahrung unter, ist unzutreffend. Horst-Eberhard Richters Leistung auch bei seiner Selbstdarstellung besteht darin, Unentscheidbares offenzulegen und offenzulassen. Eine Passage aus der Einleitung seines Buchs Der Gotteskomplex von 1979 belegt das:
Hat Leggewie vielleicht selbst ein ungelöstes Vaterproblem? Über seinen Vater Otto Leggewie, Gymnasiallehrer, später hoher Ministerialbeamter in NRW, sagt er in dem zitierten Spiegel-Interview, der habe ihn zeitlebens belogen, indem er seinen aus opportunistischen Gründen 1937 vollzogenen NSDAP-Eintritt (er wollte Studienrat werden) immer verschwiegen habe. Welche Fragen sich ihm dazu, nach dem Tod des Vaters, gestellt haben, berichtet er nicht.
Immerhin ist der Import des Begriffs »Multi Kulti« aus dem amerikanischen Sprachgebrauch ein bleibendes Verdienst Claus Leggewies. Im Unterschied zur »Russophilie« hat er nicht den Status eines unbehandelten Symptoms. Erstaunlich eigentlich.
Leggewie: (…) Ich finde es großartig, wie wir inzwischen in der Regel mit den Flüchtlingen umgehen. Deswegen stehe ich zu Multi Kulti – und zu 68.
SPIEGEL: Herr Leggewie, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
Das Titelbild zeigt Horst-Eberhard Richter auf einer Veranstaltung der IPPNW – Internationale Ärzt*innen für die Verhütung des Atomkrieges/Ärzt*innen in sozialer Verantwortung. Das Foto vom Grab des unbekannten Soldaten in Moskau mit Schröder, Putin und Bush stammt von einer Website des Kreml und ist in der US-Wikipedia zu finden.
Nur wer den Krieg befürwortet, ist geistig gesund. Darauf laufen inzwischen die sich zuspitzenden Kommentare an Social-Media-Stammtischen wie Twitter hinaus. Die Gegenposition, wie sie in einem Offenen Brief in der Emma vertreten wird, ist offenbar schwer zu vermitteln. Verlangt wird keine Kapitulation, sondern ein Waffenstillstand, in den sich die Kriegsparteien einfinden sollten. Dass dieser ein »Kompromiss, den beide Seiten akzeptieren können« sein müsste, wird von der bellizistischen Seite nicht akzeptiert, erst recht nicht der Hinweis, dass bei Fortführung des Krieges das Maß des menschlichen Leids und der berechtigte Widerstand gegen einen Aggressor in ein Missverhältnis geraten können. Häufig ist die Antwort zu lesen, die Ukraine müsse selbst entscheiden, ob sie weiterkämpfen will. Die bellizistische Position wirft drei Probleme auf:
Sie scheint auszuschließen, dass zwischen der Ukraine und ihren Unterstützern eine Beratschlagung über den besten Kurs zur Beendigung des Krieges stattfinden könnte. Der Ukraine soll gegeben werden, was sie verlangt, wird vielfach gesagt.
Sie scheint darauf zu bestehen, dass auch »die Entscheidung über die moralische Verantwortbarkeit der weiteren ›Kosten‹ an Menschenleben unter der ukrainischen Zivilbevölkerung ausschließlich in die Zuständigkeit ihrer Regierung falle« – wie es im Offenen Brief an Bundeskanzler Scholz formuliert ist. Wer im Interesse der unkrainischen Bevölkerung darauf Einfluss nehmen möchte, wird des Paternalismus und Kolonialismus geziehen.
Sie scheint mit der Annahme verbunden zu sein, dass Russland auch und gerade nach einer vertraglichen Niederlegung der Waffen die ukrainische Bevölkerung auf bestialische Weise vernichten wolle.
Ein Waffenstillstand macht keine der beiden Seiten wehrlos, sondern errichtet ein Regelwerk, dessen Einhaltung unter Umständen von einer dritten Partei kontrolliert wird. Mit einer Kapitulation und einer damit verbundenen Entwaffnung ist er in keiner Weise gleichzusetzen. Das geschieht jedoch in den Feuilletons, und daher werden die zur Zeit veröffentlichten Texte immer unangenehmer. Ihre Autoren sind gewöhnlich zu Differenzierungen imstande, doch jetzt nicht mehr. Das möchte ich allerdings nicht pathologisieren, und als Empathie-Effekt habe ich das schon in den Scrapbook-Teilen 2 und 3 beschrieben.
Die verbale Aufrüstung geht allerdings weiter. Vinzenz Hediger beispielsweise operiert auf Twitter mit Formeln wie »Manifest neokolonialer Niedertracht« (gemünzt auf den oben zitierten Brief), »krimineller Zynismus des paternalistischen deutschen Kapitulationskitschs« und beschuldigt Alexander Kluge, »der Gerhard Schröder des deutschen Films und Kulturfernsehens« zu sein.
Die Spaltung der Gesellschaft in Kriegsunterstützer und Kriegsgegner schlägt sich auch auf der Witz-Ebene nieder. Zum Beispiel findet es Ralf Fücks offenbar witzig, die Friedensbewegung hier desavouiert zu sehen:
Robert Habeck in einem Fernsehinterview: »Wir sind gegenüber der Ukraine im Minus gestartet.« Damit spielt er einerseits auf die deutsche Okkupation des ukrainischen Territoriums und die damit verbundenen systematischen Grausamkeiten im 1. und besonders im 2. Weltkrieg an, andererseits auch auf die Defizite der Lagebeurteilung durch die deutschen Regierungen seit 2014. Die Konsequenz daraus ist dennoch nicht unbedingt zwingend, wenn sie nämlich darauf hinausläuft, dass sich Deutschland im Hinblick auf die Lagebeurteilung und den einzuschlagenden Kurs den Maßstäben der Ukraine unterwirft und auf die Entwicklung eigener verzichtet.
Antirevisionisten, die zweite
Ralf Fücks, Gerd Koenen, Karl Schlögel und andere antirevisionistische Kämpen aus der K-Gruppen-Zeit hatten in den 1970er Jahren keine Chance, den deutschen Staatsapparat in die von ihnen gewünschte Richtung zu lenken. Jetzt, im Abendsonnenschein ihres Lebens, haben sie einen zweiten Anlauf unternommen und die Diskursmacht beinahe erobert. Aus ihrem Offenen Brief vom 04.05.2022:
Wenn Putins bewaffneter Revisionismus in der Ukraine Erfolg hat, wächst die Gefahr, dass der nächste Krieg auf dem Territorium der Nato stattfindet. Und wenn eine Atommacht damit durchkommt, ein Land anzugreifen, das seine Atomwaffen gegen internationale Sicherheitsgarantien abgegeben hat, ist das ein schwerer Schlag gegen die Nichtweiterverbreitung von Atomwaffen.
Ein Schelm könnte hier übrigens noch anmerken, dass der zweite Satz so kraus formuliert ist, dass ihm eine Sympathie für die Weiterverbreitung von Atomwaffen unterstellt werden kann.
Die militärische Lage
Ausführungen von Militärs und Militärforschern zur Lage und den Aussichten der Ukraine haben meist einen erheblich weiteren Blick und berücksichtigen erheblich größere Komplexität als die anderer Fakultäten. Sehr merkwürdig kriegslüstern klingen vor allem einige Historiker.
Karl Schlögel in der NZZ vom 25.04.2022 zieht eine Linie von literarischen Denkmälern früherer Belagerungs- und Kesselschlachten (Leningrad, Warschau, Königsberg, Stalingrad) zu Mariupol: »Asowstal ist in diesen Tagen die Festung, in der nicht nur Mariupol, nicht nur die Ukraine verteidigt wird, sondern Europa, das die Kraft nicht aufbringt, der Stadt zu Hilfe zu eilen.«
Daniel Marc Segesser, Schweizer Militärhistoriker, versucht in einem Interview eine Einordnung der aktuellen russischen Kriegsverbrechen. Es erscheint in einem von Gundula Gahlen zusammengestellten militärgeschichtlichen Miniportal zur Ukraine. Segesser:
Für diejenige Seite, die angegriffen wird, und die, wie im Fall der Ukraine, nicht über das gleiche militärische Potential verfügt wie der Angreifer, sind Bilder von Gräueltaten auch ein wichtiges Instrument zur Rechtfertigung des eigenen Ausharrens und zur Mobilisierung eigener wie fremder Ressourcen, denn Bilder vermögen uns viel stärker emotional zu berühren als Texte. Wie Gerhard Paul kürzlich sagte, sollten wir deshalb nicht glauben, dass uns die Bilder aus dem Kriegsgebiet ein umfassendes Bild der Lage zu vermitteln vermögen. Sie nehmen vielmehr immer eine bestimmte Perspektive ein. Deutlich wird daraus aber auch, dass Krieg ein brutales Handwerk ist, auf das Menschen in verantwortlichen Positionen – ob zivil oder militärisch – wenn immer möglich verzichten sollten. Der Krieg an sich ist eine Gräueltat und damit das eigentliche Verbrechen.
Zunächst zwei kleine Ausschnitte aus der Sendung Markus Lanz am Abend des 21.04.2022.
Carlo Masala, Politikwissenschaftler an der Universität der Bundeswehr in München:
Nachdem die russische Föderation diese beiden Briefe mit ihren Forderungen an die USA und die Nato geschickt hat, und es klar war, weder die USA noch die Nato werden auf die zentralen Forderungen eingehen, war die Situation klar, wie kann dieser Mann aus dieser Situation eigentlich noch herauskommen, ohne einen Krieg zu starten (nachdem er monatelang da Truppen massiert hat). Und da war klar, er wird eine militärische Operation durchführen.
Auf diese Erklärung geht niemand aus der Diskussionsrunde ein. Angesprochen sind die beiden in den hiesigen Nachrichten erwähnten und vom Wismarer Ostinstitut dokumentierten Vertragsentwürfe. Sie werden von Joachim Schramm kommentiert. Auf die Entwürfe wurde mit einer Melange von Ablehnung und Ignoranz reagiert, ohne die eventuell noch bestehenden Chancen zu Verhandlungen wahrzunehmen.
Marieluise Beck hingegen spricht nur von dem Versäumnis, die Ukraine nicht mit genug Waffen ausgestattet zu haben, um einen erfolgreichen Krieg gegen Russland führen zu können.
Beck: Wir müssen Putin die Eskalationsdominanz aus der Hand nehmen —
Lanz: Wie? —
Beck: — Wir dürfen nicht Angst haben —
Lanz: — Wie, indem wir selbst eskalieren?
Beck: — Indem wir stark sind —
Lanz: Sollte die Nato zum Beispiel eine Flugverbotszone durchsetzen?
Beck: Also, ich würde es mir von Herzen wünschen, nachdem ich im Kinderkrankenhaus in Kiew gesehen habe, was für Wunden diese Kinder haben. Es ist unvorstellbar, es werden ja Splitterbomben eingesetzt …
Auch Becks Partner [Ralf Fücks](https://weisses-rauschen.info/Fücks wir sind immer zu langsamhttps://www.deutschlandfunkkultur.de/fuecks-waffenlieferungen-ukraine-spd-100.html) haut weiter in die Kerbe der alternativlosen Waffenlieferung. Eine Kleinigkeit: Der Text unter dem Titelbild dieses Beitrags – »Ohne schwere Waffen kann die Ukraine den Krieg nicht gewinnen« – ist Fücks nicht explizit zugeordnet. Sollte er aber sein.
Einen passenden Kommentar zu der sich hier immer deutlicher offenbarenden dunklen Seite der Empathie liefert der Neuropsychologe Thomas Elbert in der FAZ am 13.04.2022:
Ich stimme der Sichtweise von Albert Einstein zu, der bereits darauf hinwies, dass es unter ungewöhnlichen Umständen leicht sein kann, die Lust an Gewalt zu einer »kollektiven Psychose zu erheben«, und zwar auf beiden Seiten. In der jetzigen Situation beunruhigt mich das sehr.
Wenn es aufgrund der Erfüllung von Forderungen nach »schweren« Waffen und der »Schließung des Himmels« zu einem Bombenhagel auf Deutschland kommen sollte (immerhin warnt Bundeskanzler Scholz offenbar nicht unbegründet vor einem Atomkrieg), helfen vielleicht diese munteren Ratschläge des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (das dem Bundesinnenministerium untersteht):
Sympathy for the devil
Bill Browder im Time Magazine am 12.04.2022: »It is now plain that Putin is evil. This is not breathless hyperbole. It is fact. He has no regard for human life, and only lusts over power and money.«
Zudem ist Stalins Geist in Putin gefahren, Gerd Koenen erklärt das in 45-minütiger Ausführlichkeit in einem Radiogespräch.
Deshalb wird er seine Krallen auch nach Alaska ausfahren:
Apropos ›Phantomschmerz‹: Christian Schüle, Kulturwissenschaftler und Autor essayistischer Bücher, unter anderem eines, das Heimat. Ein Phantomschmerz betitelt ist, sagt im Radio: »Wie alle ethno-nationalistischen Autokraten und Tyrannen bedient sich auch der Hobbyhistoriker Wladimir Putin aus dem selbst angelegten Vorrat reaktionärer Mythologien von Macht, Stärke und Großräumen und sieht das höchste Gut der Staatskunst keineswegs in Wohlstand und Wohlfahrt für sein eigenes Volk, sondern in der Vernichtung anderer Völker.«
Einer der Unterteufel Putins, Außenminister Sergei Wiktorowitsch Lawrow,
erläutert in einem Video-Interview am 19.04.2022 mit einer indischen Fernsehjournalistin eine Stunde lang Strategie und Motivation seiner Regierung: Rettung und Schutz der russischen Bevölkerung der Ukraine und nicht Vernichtung der Ukrainer.
Selbstverständlich erwähnt er auch die ukrainischen ›Nazis‹, darunter das real existierende Asow-Regiment, das selten in Verlautbarungen der ukrainischen Regierung vorkommt, hier jedoch schon:
Ukraine schlägt Verhandlungen mit Russland im belagerten Mariupol vor Der Berater des ukrainischen Präsidenten Selenskyj, Podoljak, hatte gestern Abend Gespräche mit Russland in Mariupol vorgeschlagen, um über die Evakuierung der Soldaten auf dem Gelände des Stahlwerks zu verhandeln. Er schrieb bei Twitter, es könne eine »besondere Verhandlungsrunde« ohne Vorbedingungen in der umkämpften Hafenstadt geben. Es könnten Zweier- oder Vierergespräche geführt werden. »Damit unsere Jungs gerettet werden, das Asow-Regiment, das Militär, Zivilisten, Kinder, die Lebenden und die Verwundeten«, schrieb Podoljak. (DLF-Nachrichtenticker 21.04.2022)
Folgt man den Äußerungen des Botschafters Andrij Melnyk, so gehört auch der SPD-Politiker Sigmar Gabriel mindestens zu den Unterteufeln: Auf Twitter hier und hier.
Eins der ungelösten Rätsel der Russland-Beobachtung ist die steigende Sympathie für die Politik, auch den aktuellen Krieg, des Präsidenten Putin. Ein hier im Westen als unabhängig bezeichnetes Institut (Lewada) ermittelte in einer Umfrage einen Zustimmungswert von 83% im Monat März (Februar: 71%). Die Bewunderung einer entschlossenen kriegerischen Haltung scheint ein gängiges Phänomen zu sein: »Seit der Kaiser mit erweiterten Flottenplänen gekommen ist, hat sich seine geistige Führergewalt über das deutsche Volksdenken merkbar erhöht …« (Friedrich Naumann: Demokratie und Kaisertum. Ein Handbuch für innere Politik. 2. Aufl. Berlin-Schöneberg: Buchverlag der ›Hilfe‹, 1900, S. 214)
Bei westlichen Beobachtern trägt die Unterstützung der geistigen Führergewalt Putins dazu bei, dass erste Stimmen bereits von der Attacke auf den wahnsinnigen Diktator – den sie auf der Anklagebank in Den Haag schmoren sehen wollen – zur düsteren Anklage der Kollektivschuld aller Russen umschwenken.
Der Preis der Freiheit
Als ›Preis der Freiheit‹ werden meist die als notwendig oder unvermeidlich zu Schaden oder ums Leben gekommenen Opfer bezeichnet, die in einem Krieg auf der ›richtigen‹ Seite gefallen sind. Der Freiheitspreis der Weimer-Group weckt in der derzeitigen Situation und aufgrund der Wahl der diesjährigen Preisträger unweigerlich diese Assoziation.
Der Friedensnobelpreis ist es noch nicht, den ich im Teil 2 des Scrapbooks schon am Horizont leuchten sah, dafür aber dieser ›Freiheitspreis der Medien‹ der Weimer-Gruppe. Der Preis wird auf einem ›Ludwig-Erhard-Gipfel‹ verliehen – was einige Nörgler zur Nachfrage bewegen könnte, wieso ausgerechnet Ludwig Erhard für die Freiheit der Medien steht. Immerhin beschimpfte er den Dramatiker Rolf Hochhuth wegen seines Stellvertreter-Stücks als ›Pinscher‹ und vertrat das Konzept der ›formierten Gesellschaft‹, in deren Geist die Freiheit der Kritik im öffentlich-rechtlichen Rundfunk eingeschränkt wurde. Präsident Selenskyi sei ein »charismatischer Führer« und ein »Freiheitsheld des 21. Jahrhunderts«, Swetlana Tichanowskaja ein »Symbol starker weiblicher Führung« und Marina Owsjannikowa hat, wie weltweit zu sehen war, eine Pappe in die Kamera gehalten und damit (was ich nicht ironisieren möchte) ihre Freiheit riskiert.
Owsjannikowa hat aufgrund ihres neuen Jobs bei der Welt allerdings keine gute Presse:
Ihr erster Text erscheint kurz nach Bekanntwerden ihres Engagements bei Welt am 11. April. Darin berichtet sie von den Reaktionen auf ihren Auftritt im Propagandakanal. Kurz nach dem Vorfall habe man etwa die Reifen ihres Autos zerstochen und die Batterie manipuliert, beklagt Owsjannikowas – »kleinliche Racheaktion von Polizisten«, wie sie vermutet. Ihr Schwimmclub habe ihre Mitgliedskarte gesperrt, ihr Lieferant für Hundefutter, ein glühender Anhänger Putins, habe die Lieferungen eingestellt.
Der Pazifismus hat in Deutschland seit 1989 den Betrieb offenbar weitgehend eingestellt. Das ist zu beklagen, denn dadurch ist ein wichtiger Sensor für Konflikte und ihre Dynamik verlorengegangen, der vorher im Westen Deutschlands durchaus funktioniert hat. Weder als gesellschaftliche Kraft, die richtungsweisend auf die Politik einwirkt, noch als wissenschaftlicher Impulsgeber in der Politikwissenschaft und anderen Sparten hat der Pazifismus sich weiterentwickelt. Nur so ist auch zu erklären, dass er heute als Denkrichtung der Ohnemichels, Schlappschwänze und Russland-Liebchen eingestuft werden kann. Eine Meldung aus dem Deutschlandfunk über Robert Habeck:
Frieden könne es nur geben, wenn Russlands Präsident Putin seinen Angriffskrieg stoppe, sagte der Grünen-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Es sollte bei den Ostermärschen deutlich werden, dass sie sich gegen Putins Krieg richteten. Pazifismus bezeichnete Habeck derzeit als fernen Traum. Putin bedrohe die Freiheit Europas. Zuschauen sei die größere Schuld, betonte er.
Wörtliche Zitate dazu finden sich beim ZDF. Dass eine wesentliche Korrektur der Versäumnisse seit 1989 auch darin bestehen könnte, aus pazifistischer Sicht strategisch zu denken, kommt den vielen sogenannten Thinktanks und angeblichen NGOs (meist vollständig von der Bundesregierung finanziert wie das »Zentrum Liberale Moderne«) nicht in den Sinn.
Stahlgewitter im Stressless-Sessel
Schon vor einem Monat beobachtete Adam Soboczynski in der ZEIT zutreffend, dass viele Schriftsteller:innen und Intellektuelle nun in die Rolle von Militärberatern geschlüpft sind und laute Empfehlungen zur Beteiligung am Ukraine-Krieg geben, zum Beispiel durch »Schließung des Himmels«, also die Einrichtung eines Schutzschirms über dem ukrainischen Luftraum durch die Nato, wodurch auch Deutschland unmittelbare Kriegspartei würde. Die Betroffenheit über den Krieg des russischen Regimes gegen die Ukraine ist groß, und es scheint kein Orientierungssystem zu geben, das es ermöglicht, die Optionen einer wirkungsvollen Reaktion zu reflektieren. Statt dessen findet ein Überbietungswettbewerb statt, in dem Begriffe und Sachen eine Rolle spielen, die von vielen Beteiligten vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben erwähnt werden. Anton Hofreiter fordert die Lieferung schwerer Waffen und beklagt die Zurückhaltung von Bundeskanzler Scholz. Das ist wirklich eine geistig-moralische Wende. Schwere Waffen, Waffen überhaupt, verlängern den Krieg und erhöhen die Zahl der Opfer. Dass die Wette auf einen militärischen Sieg über Russland wirklich alternativlos ist, wird jeder Begründung entzogen, sondern versteht sich zum Beispiel für Sasha Marianna Salzmann von selbst, weil sie schon immer ein schlechtes Gefühl bei Putin gehabt habe.
Eine zögernde, zurückhaltende, vielleicht nach wirkungswolleren Alternativen suchende Position hat eine schlechte Presse, falls überhaupt noch jemand wagt, sie zu artikulieren.
Soboczynski noch einmal:
Wir zögern nicht nur aus Angst, sondern aufgrund kalter Vernunft. Die wagemutigen Herzen, die sich nun allerorts regen, entstammen noch den Zeiten konventioneller Kriege. Sie sind Atavismen in einer neuen Epoche, auf die wir hilflos reagieren. Am Ende ist es ein Segen, dass nicht die Dichter über Krieg und Frieden entscheiden.
Später Triumph des Antirevisionismus
Auffällig ist die frühe und massive öffentliche Intervention von ehemaligen »antirevisionistischen« Linken aus den K-Gruppen der 1970er Jahre. Für Gerd Koenen, Karl Schlögel, Ralf Fücks, Hermann Kuhn, Reinhard Bütikofer und andere war Sowjetrussland (und der Warschauer Pakt) eine ebenso böse Macht wie die USA (und die Nato). Ihr wiederbelebter berufsrevolutionärer Eifer konzentriert sich jetzt ganz auf das postsowjetische Russland und die Möglichkeit, doch noch die Stahlgewitter zu erleben, die ihrer Generation bisher erspart geblieben sind.
Plattdeutsche Nation
Apropos Tradition marxistisch(-leninistischer) Berufsrevolutionäre. Lafargue (nom de guerre, nicht der berühmte Schwiegersohn) spielt mit einem Auszug aus Rosa Luxemburgs 1918 geschriebenen (und 1922 erschienenen) Werks Zur russischen Revolution auf Twitter noch einmal auf die von russischer Seite negierte nationale und staatliche Selbständigkeit der Ukraine an.
Rosa Luxemburg attackiert das von Lenin unterstützte Selbstbestimmungsrecht der Nationen. Diese Differenz mag etwas irritieren und müsste des längeren erörtert werden. Lenin jedenfalls kaprizierte sich 1914 auf das Recht unterdrückter Nationen auf Selbstbestimmung und polemisierte gegen die Privilegien der ›großrussischen‹ Nation.
Die Kunst im Kriege
Alexander Kluge, der zeitlebens eigene und fremde Erfahrungen mit dem Krieg verarbeitet, macht in der Süddeutschen Zeitung Bemerkungen, die bei der derzeit aufgeheizten Stimmung unter den Literaten von Grünbein bis Salzmann garantiert taube Ohren finden.
Ein Krieg ist eine Herausforderung an die Kunst. In Kriegszeiten wird sie gern von beiden Seiten für Propagandazwecke eingesetzt. Dazu taugt sie nicht. Eigentlich gehört sie zur Gegenwehr der Menschen gegen den Krieg. Deshalb kann auch die Behinderung von Kunst oder Künstlern kein Akt gegen den Krieg sein. Valery Gergiev soll dirigieren und Anna Netrebko soll singen. Ich bin entsetzt über ihren Ausschluss, darüber, dass man große russische Künstler zu opportunen Äußerungen drängen will. Ich höre dabei das Reden in Phrasen derer, die sie einst eingestellt und verehrt haben.
Ein ägyptisches Sprichwort sagt, dass man Dämonen an ihrer Geschwätzigkeit erkennt. Der Krieg ist ein Dämon: Nicht nur auf der Lit.Cologne haben Schriftsteller kürzlich Forderungen gestellt, die, würden sie umgesetzt, den Atomkrieg auslösen könnten. Wie also gewinnen wir wieder Bodenhaftung?
Eine schreckliche Stimme der Kunst ist Oleg Barleeg, ein ukrainischer Lyriker. Der Tagesspiegel gibt ihm Raum für eine unverhohlene Hasstirade gegen die Russen. Natascha Wodin darf darauf antworten, aber im Gegensatz zu Barleegs Text nur hinter der Paywall.
BPB zur »Zeitenwende«
Ein umfangreiches, 29-teiliges Dossier hat die Bundeszentrale zur Politischen Bildung zusammengestellt. Trotz starker Qualitätsunterschiede der einzelnen Beiträge und vieler fehlender Perspektiven eine lohnende Lektüre.
Aktuelle Beiträge von Johannes Varvick
Der deutsche Politikwissenschaftler Varwick ist eine der wenigen häufig in den Medien befragten Personen, die sich nicht der Melnyk-Fraktion angeschlossen haben. Er hält nach wie vor einen militärischen Sieg der Ukraine nicht für die alleinseligmachende Lösung des Konflikts. Seine Beiträge dokumentiert bzw. verlinkt er selbst regelmäßig.
Stockholm-Syndrom
Wie lässt sich das ›rücksichtslose Wohlwollen‹ (Nietzsche) der deutschen Medien, Wissenschaft und Politik gegenüber dem fanatischen Kriegs- und Siegeswillen der ukrainischen Regierung, vielleicht sogar der ukrainischen Bevölkerungsmehrheit erklären? Es geht weit über die moralische, humanitäre und auch gegenständliche Hilfsbereitschaft hinaus, die dem angegriffenen Land wohl selbstverständlich zusteht. Einen Erklärungsansatz liefert Fritz Breithaupt in seinem Buch Die dunklen Seiten der Empathie (2017). Er analysiert darin den Doppelcharakter von Empathie. Das menschliche Vermögen zum Mit-Erleben mit einem anderen wird meist als positive Eigenschaft bzw. psychische Leistung beschrieben. Eine vollständige Identifikation, ein 1:1 und live sich vollziehendes Mit-Empfinden ist jedoch nicht möglich, Beobachter und Beobachteter machen ihre Erfahrungen in unterschiedlichen Kontexten. Empathie hat allerdings auch eine negative Seite, die von Breithaupt im Anschluss an Nietzsche (Jenseits von Gut und Böse § 207) als tendenzielle Selbstaufgabe des Beobachters gegenüber dem starken Ich eines bewunderten Subjekts beschrieben wird. Er nennt drei Aspekte:
Das medial konzipierte und verstärkte, redaktionelle Ich des Medienprofis Selenskyi bringt beispielsweise Protagonisten und Anhänger der deutschen Grünen dazu, Werte und Eigenschaften zu verehren, die bislang für sie des Teufels waren:
Fanatischer Nationalismus (bei einigen Vertretern, s. o., mit rassistischen Zügen),
Männlichkeit (die Rollenverteilung bei ukrainischen Akteuren ist klar: Männer handeln heldenhaft, Frauen sind auf die Opferrolle beschränkt),
Bellizismus (die durchgängige Behauptung, dieser Konflikt könne nur mit Waffen bestanden und beendet werden).
Dazu auch ein (etwas zielloser) Kommentar von Daniel Schulz in der taz. Helmut Lethen fällt zum Krieg in der Ukraine nichts Substanzielles ein, er übernimmt die Identifikation von Sorglosigkeit mit Pazifismus.
Der Preis des Friedens
Der letzte (Co-)Friedensnobelpreisträger Dmitrij Muratow, Chefredakteur der Nowaja Gaseta, hat seine Nobelpreis-Medaille versteigern lassen, um ukrainische Flüchtlinge unterstützen zu können. Seine Parole: »Stoppt das Schießen, tauscht Gefangene aus, unterstützt Geflüchtete.«
Es würde mich zwar nicht wundern, wenn Präsident Selenskyi in diesem Jahr zum Friedensnobelpreis vorgeschlagen würde (wie einige kriegführende Staatsoberhäupter vor ihm), aber von der Befolgung dieser einfachen Forderung ist sein Handeln doch sehr weit entfernt.
Der am 24.02.2022 von Russland begonnene Angriffskrieg gegen die Ukraine hat in Deutschland einen nach einigen Wochen allerdings schon wieder stark abklingenden Schock ausgelöst. Die mit der Ausbreitung der Corona-Pandemie verbundenen Sorgen und das Problem der mangelhaften Antworten auf den Klimawandel sind zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung durch Medien in den Hintergrund gedrängt.
Erstaunlich ist nicht nur, dass in den letzten acht Jahren, in denen es permanente kriegerische Auseinandersetzungen in den östlichen Regionen der Ukraine gab, keine umfassende Berichterstattung darüber stattgefunden hat. Es ließen sich viele vereinzelte Berichte dokumentieren. Die meisten von ihnen fallen allerdings ebenso in die Rubrik Helikopter-Journalismus, wie der Besuch Robert Habecks im Donbas im Mai 2021 Helikopter-Politik genannt werden könnte.
Auch die auf Langzeitbeobachtung verpflichteten wissenschaftlichen Instanzen haben nur wenig dazu getan, dem Publikum Einsichten zur Konfliktlage in der Ukraine und deren Geschichte deutlich zu machen. Allerdings war und ist das Publikum auch nicht für Erklärungen der offenbar vorliegenden komplexen Zusammenhänge zugänglich – obwohl, wie nunmehr häufig zu hören ist, die Entfernung zwischen den östlichen deutschen Regionen und der Ukraine nicht größer ist als manche innerdeutschen Entfernungen. Es fehlte und fehlt in Deutschland eine gemeinsame Wissens- und Verhandlungsgrundlage, auf der ein Austausch von Argumenten und Meinungen überhaupt möglich würde – etwas ähnliches stellte auch Karl Schlögel 2015 in seiner Erlebnissammlung Entscheidung in Kiew fest.
Dennoch sind sie plötzlich vorhanden, massiv, dezidiert und mitunter aufdringlich und unduldsam, die Haltungen und Meinungen zum Ukrainekrieg. Für mich stellt sich das Problem der öffentlichen und meiner individuellen Meinungsbildung und seiner Grundlagen somit doppelt. Warum kommt die Erklärung der politischen Entscheidungen Russlands, militärisch in die Ukraine einzudringen, nicht über oft bilderbuchmäßig klischeehafte und naiv vereinfachende Muster hinaus? Warum blendet die Wahrnehmung der Ukraine die vielschichtigen inneren Probleme und Gegensätze dieses Landes bis zur Unsichtbarkeit aus?
Zur Selbstverständigung habe ich einige Artikel und Bücher gelesen, Audios angehört, Videos angesehen. Einen Teil dieser von ganz zufälligen Anstößen und subjektiven Vorlieben gesteuerten Erkundung liste ich hier auf – vor allem auch, um mich selbst darin zurechtzufinden. Ergänzungen werden wahrscheinlich folgen, die kriegerischen Auseinandersetzungen werden wohl leider nicht so schnell beendet sein, und das Schicksal der Ukraine bleibt weiter eine offene Frage.
Aktuelle Berichte
In den ersten Wochen des Krieges waren die Nachrichtenmedien voll von nicht kontextualisierten Berichten über Einzelereignisse und der Wiedergabe von Stellungnahmen der ukrainischen Regierung. Auch die russische Position kam, zumindest gelegentlich vor, wenn Präsident Putin eine öffentliche Äußerung machte. Speziell dem öffentlich-rechtliche Fernsehen gelang es gar nicht, aus einer gewissen Distanz heraus ein jeweils aktuelles Gesamtbild der Lage zu zeichnen. Die eindringenden russischen Truppen wurden offenbar durch ukrainisches Militär und andere bewaffnete Einheiten aufgehalten und teilweise heftig bekämpft. Es entspricht der Situation und sicherlich auch den Lehren aus früheren Kriegen, dass die ukrainische Seite keine ›embedded journalists‹ an ihren Fronten zuließ. Aufgrund der Bilder und Berichte entstand aber über Wochen der Eindruck, die russischen Angriffe richteten sich ausschließlich gegen militärische Einrichtungen (aus der Luft und nicht aufzuhalten) und gegen die Wohnbevölkerung, die mit Flucht, Verstecken in Kellerräumen und dem Basteln von Molotow-Cocktails darauf reagierte. Dieser Eindruck ist offenbar schief.
Eine gute Informationsquelle über die militärischen und politischen Aspekte des Ukraine-Krieges war und ist allerdings der tägliche NDR-Podcast Streitkräfte und Strategien.
Ein zweiter Podcast des NDR bringt wöchentlich Hintergrundanalysen.
Es wurden und werden in deutschen Medien auch ukrainische Stimmen und Experten gesucht. Eine der ersten Stellungnahmen am Tag nach der Invasion kam von Roman Dubasevych (der weiter unten noch einmal erwähnt wird). Er formuliert in einem WDR-Interview auch seine Sorge über die unbedingte Verteidigungsbereitschaft seiner Landsleute.
In einem weiteren Interview Ende März mit der Friedrich-Ebert-Stiftung sagt Dubasevych: »Es kommt dabei zu einer paradoxen Situation, in der der Kampf für die Selbstbestimmung und menschliche Würde höher als das menschliche Leben empfunden wird.«
Es gibt allerdings überwiegend Stellungnahmen ukrainischer Sprecher:innen, in denen die militärische Reaktion unbedingt befürwortet und deren umfassende Unterstützung durch Deutschland eingefordert wird. Als Beispiel mag dieser Beitrag von Kateryna Zarembo und Marianna Fakhurdinova gelten. Noch etwas ausführlicher, allerdings in der Argumentation nicht komplexer ist der Beitrag »Keine Kompromisse mit dem neofaschistischen Russland«, ebenfalls von Kateryna Zarembo.
Der unvermeidliche Pörksen: Kontroll- und Verbotsaufforderungen kommen auch aus der Ecke der Wohlmeinenden und Gläubigen, die irgendwo mal eine flüchtige Zusammenfassung von Habermas gelesen haben und nun glauben, die »Gesellschaft« wird durch die Macht des besseren Arguments zusammengehalten. Dieser hier gehört dazu.
Informationssammlungen
Alle offiziellen Medien haben Ticker und ständige Rubriken zur Ukraine eingerichtet, in denen sich Spuren des Kriegsverlaufs und seiner politischen Begleitung finden. Die gründlicher zu studieren und zu vergleichen überlasse ich gern anderen. Mit den üblichen inhaltsanalytischen, also quantitativen Methoden wird sich nicht viel Aufregendes finden lassen. Mein Problem mit der aktuellen deutschen Berichterstattung ist, dass die Grenze zwischen Journalismus und (Durchleiten von) Propaganda oft nicht zu erkennen ist. Gerade in einem solchen Konflikt wie diesem ist »Haltung« gefragt. Die sollte für das journalistische Gewerbe nicht darin bestehen, die Perspektive einer Seite unbefragt zu übernehmen und diese quasi in Rührung und Betroffenheit zu umarmen. Haltung verlangt Abstand.
Von Mischa Gabowitsch gibt es eine ständig aktualisierte Bibliographie zu Geschichte und Gegenwart der Ukraine.
Grundlegend interessant sind immer die aktuellen Studien im Russian Analytical Digest. The series is produced by a partner network that includes the Center for Security Studies (CSS) at ETH Zürich, the Research Centre for East European Studies (FSO) at the University of Bremen, the Institute for European, Russian and Eurasian Studies (IERES) at the George Washington University, the Center for Eastern European Studies (CEES) at the University of Zurich, and the German Association for East European Studies (DGO).
Erstaunlich für viele ist der Einstellungswandel der Grünen. Nun liegt der Kosovo-Krieg mit der Befürwortung eines militärischen Eingriffs dort schon eine Weile zurück, und der grünen Politik haftet seitdem kein ausgesprochener Bellizismus an. Aber Robert Habeck mit seiner oben erwähnten Befürwortung von Waffenlieferungen an die Ukraine im Frühjahr 2021 steht in der Partei keineswegs allein. Ältere führende Mitglieder wie Marieluise Beck, Ralf Fücks und Rebecca Harms treiben aus welchen Motiven auch immer die Bewaffnung der Ukraine sowie Deutschlands und somit die kriegerische Konfliktlösung an. Ein Bericht der Tagesschau vom 03.03.2020 dokumentiert, wie glatt der Vorschlag eines 100-Milliarden-»Sondervermögens« zur Aufrüstung der Bundeswehr bei den Grünen durchgeht.
Ralf Fücks übt in einem Stern-Interview eine Stimmlage ein, die in Westdeutschland seit den Zeiten des Kalten Kriegs vermieden wurde. Dabei versucht er, den Pazifismus – der tatsächlich seit 1989 unkreativ geblieben und fast eingeschlafen ist – zum Mainstream der bisherigen deutschen Politik zu erklären, der jetzt durch radikalen Bellizismus zu ersetzen ist. Vor dieser »Zeitenwende« gruselt mir, auch wenn an ihrer Begründung nichts stimmt.
Die Gegenseite, nämlich die primär an einer Einstellung der Kriegshandlungen und nicht ihrer Verlängerung durch Aufrüstung interessierte, ist im Journalismus, in der Wissenschaft und in der Politik deutlich schwächer vertreten. Johannes Varwick äußerte sich mehrfach in den Medien, hier ein Beispiel:
Die Chancen des konfliktsensitiven Journalismus werden nicht einmal im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der die Verpflichtung zur Darstellung aller relevanten gesellschaftlichen Perspektiven hat, aufgegriffen. Siehe das Lemma »Friedensjournalismus« im Online-Lexikon Journalistikon. Auch ein Radiogespräch mit Carola Richter äußert den Wunsch nach dem Aufzeigen von Lösungsperspektiven jenseits der militärischen Lösung (die es sicher nicht geben wird).
Aspekte ukrainischer Politik
Der ukrainische Präsident Selenskyi hatte bei seinem Amtsantritt 2019 einige Erwartungen erweckt. Frieden in der Ostukraine, Bekämpfung der Korruption und mehr Wohlstand waren darunter, vielleicht auch mehr Demokratie. Ukrainische und ausländische Beobachter waren noch in den Monaten vor dem Ausbruch des Krieges skeptisch im Hinblick auf die Einlösung dieser Erwartungen. Der seit 2014 anhaltende Krieg im Donbas ging unvermindert weiter, die Eindämmung der Korruption kam über eine Unvereinbarkeitsregel von Oligarchentum und politischem Mandat nicht hinaus, und in den volkswirtschaftlichen Wohlstandsindizes (GDP, HDI) hängt die Ukraine bis vor Kriegsausbruch deutlich hinter dem Kontrahenten Russland zurück. In einigen Rankings, die Freiheitsrechte zu erfassen versuchen, schneidet die Ukraine hingegen besser ab als Russland. Der Korruptionswahrnehmungsindex von Transparency International zeigt einen annähernden Gleichstand der beiden Länder, in denen die Oligarchenherrschaft blühte und blüht.
Die Verwicklung des durch seine erfolgreichen Fernsehproduktionen und seine Verbindung mit ukrainischen Oligarchen reich gewordenen heutigen Präsidenten Selenskyi in internationale Finanzgeschäfte dokumentierte die Bundeszentrale für politische Bildung im Oktober 2021. Das ist immerhin eine Anregung, das Framing der Ukraine-Berichterstattung – Demokratie gegen Diktatur – zu reflektieren.
Ein Interview Selenskyis, 90 Minuten mit Untertiteln vom 27.03.2022, zeigt einerseits die lockere Performance des Fernsehstars, enthält andererseits eine ganze Reihe von Aussagen, denen ein Faktencheck gut tun würde.
Beide Seiten bespielen alle Kanäle, von TV bis TikTok. Zu letzterem hier etwas. Daraus geht hervor, dass Propaganda auf beiden Seiten stattfindet. Der deutsche Journalismus schaut nur auf die russische.
Der rechte Sektor
Die von Vertretern Russlands häufig geäußerte Behauptung, die Ukraine werden von neonazistischen Kräften beherrscht, ist in dieser Pauschalität sicher Humbug. Es gibt allerdings seit den militanten Auseinandersetzungen auf dem Kiewer Majdan 2014 die Beobachtung, dass rechtsradikale Kräfte Einfluss innerhalb der Umsturzbewegung hatten. Ein Beitrag im ARD-Magazin Panorama vom März 2014 dokumentiert das.
Ein Deutschlandfunk-Beitrag am 11.03.2022 relativiert allerdings den Einfluss der prominentesten rechten Truppe, des Asow-Regiments. Der dort interviewte Politikwissenschaftler und ehemalige FDP-Politiker Alexander Ritzmann spricht dabei über [dieses Papier](https://www.counterextremism.com/sites/default/files/2022–03/CEP Policy Brief_Foreign Fighters in the 2022 Russia-Ukraine War_March 2022.pdf). Ritzmann tut die Relevanz des Asow-Regiments weitgehend ab. Das sehen einige der folgenden Quellen anders.
Diese Studie eines französischen, regierungsunabhängigen, sehr konservativen Instituts von 2016 spricht von drei militärischen Formationen in der Ukraine: 1. reguläre Armee unter Befehl des Verteidigungsministeriums, 2. Nationalgarde, kommandiert vom Innenministerium und 3. Spezialkräfte, ebenfalls Innenministerium. Der Autor hat an der jüdischen Universität in Moskau promoviert und schreibt öfter in der Jüdischen Allgemeinen. Er arbeitet(e) auch am ZMINA Center for Human Rights in Kiew.
Neuer (September 2021) und durchaus vertrauenswürdiger scheint mir diese Zusammenstellung. Sie hat allerdings wenig tiefere Einsichten. Immerhin weist sie aus, dass auch NATO-Länder an der Ausbildung von Asow-Leuten beteiligt waren, u. a. die Offiziersschule des Heeres in Dresden.
Michael Colborne spricht in diesem Webinar über sein einschlägiges Buch. Er und Oleksiy Kuzmenko (der die eben zitierte Studie zusammenbaute) erhielten zwischenzeitlich Drohungen aus der Ukraine. Colbornes Buch.
Newsweek zeichnet die aktuelle Lage am 02.03.2022 wiederum etwas anders. Da ist die Asow-»Bewegung« ein Teil der Nationalgarde (also Innenministerium) und in vielen Städten verbreitet, kein kleiner Haufen mehr. Sie entwickelt sich ständig weiter und wird größer: »evolving«. Sie hat ihre eigene Agenda und gibt die auch nicht auf.
Auch interessant: Intercept über Facebook, wo jetzt wieder fürs Asow-Regiment geworben werden darf.
Perspektiven und Ideologien
Der Bremer Politikwissenschaftler Klaus Schlichte 2015 zur grundsätzlichen Frage, ob Gewalt legitim sein kann.
Der langjährige Geheimdienstmitarbeiter und angebliche Präsidentenberater Olexeij Arestowytsch (einige Quellen sagen, er berät nicht mehr) macht keinen wesentlichen Unterschied zwischen Putin und dem oppositionellen Häftling Nawalny.
Über den aktuellen Krieg Russlands gegen die Ukraine hinaus rechnet Selenskys Berater Olexeij Arestowytsch mit weiteren Zusammenstößen der beiden Länder in den kommenden Jahren. »Russland sucht eine neue Form des Imperiums, entweder mit Wladimir Putin oder mit Alexej Nawalny, so in 32 bis 35 Jahren werden wir mindestens noch zwei oder drei Runden mit Russland haben«, sagte Arestowytsch nach Angaben der Agentur Unian. Ob größerer Krieg oder nur Grenzscharmützel – die Wahrscheinlichkeit neuer Zusammenstöße sah er bei 95 Prozent.
Selbst ein Machtwechsel im Kreml würde nach Meinung von Arestowytsch die Konfrontation mit der Ukraine nicht beenden. »Da kann Einiges geschehen, es könnte sogar irgendein Liberaler übernehmen«, spekulierte Arestowytsch. »Dann gibt es eben eine Auseinandersetzung auf Ebene der Informationen, der Wirtschaft oder der Geheimdienste, auch militärisch, wenn auch ohne direkten Krieg.« Dennoch bleibe es ein »schrecklicher Zivilisationskampf«.
Der Begriff Zivilisationskampf erinnert an die Ideologie von Alexander Dugin, der eine russische bzw. eurasische Version von Huntingtons ›Clash of Civilizations‹ gegen den von Bernard-Henri Levy vertretenen breiten Werte-Universalismus entwickelt hat. Dugins Ideen haben nach Ansicht einiger Kreml-Ideologen Einfluss auf das Denken Wladimir Putins. Aufschlussreich sind die Erklärungen Sylvia Sasses in einem Gespräch mit Wolfgang Ellenberger im Deutschlandfunk. Ziemlich lustig ist zudem das überraschend zivil ablaufende Streitgespräch Dugins mit Bernard-Henri Lévy, dem französischen Großmeister militanter Phrasen in der Auseinandersetzung mit dem Islam und dem Totalitarismus.
Ein passender Dialogpartner für Dugin wäre Durs Grünbein. Der zog am 02./03.03.2020 in der Süddeutschen Zeitung alle Register einer suprematistischen Weltsicht und empfiehlt der »freien Welt«, ihren Immunschutz durch Stärkung ihrer militärischen Versicherungsanstalt (der Nato) zu erhöhen.
Die hätte noch gar nicht gemerkt, dass der Krieg gegen sie geführt würde. Die genannte freie Welt habe aufgrund ihrer »regelbasierten Ordnung« allein das Recht, rote Linien zu ziehen.
Geschichte
Ein Hörfunk-Feature des aus der Ukraine stammenden Schauspielers Mark Zak Kiew 1918. Ein Festgelage wie zu Zeiten der Pest verdeutlicht die chaotischen Zustände und Regimewechsel während des Ersten Weltkriegs und der Jahre danach. Das – auch mehrfach seine Form wechselnde – Territorium der Ukraine war der Schauplatz, auf dem sich Ansprüche und Gewalttaten mehrerer Nationen kreuzten. Gut jedenfalls auch die Erinnerung daran, dass Michail Bulgakow Ukrainer ist. Das war mir nie bewusst. Allerdings ist seine Biographie so wild wie sein literarisches Werk, und er schrieb auf Russisch. Die Lektüre von Die weiße Garde werde ich jetzt nachholen.
Interessant ist es, sich über die territorialen Veränderungen im 20. Jahrhundert – und nicht nur derjenigen des ukrainischen Staatsgebiets – ein Bild zu machen. In diesem interaktiven historischen Atlas geht das in beiden Richtungen < PREV | NEXT >.
Christine Hamel in einem einstündigen Radio-Feature aus dem Jahr 2017 über die russische Erinnerungspolitik Geschichte maßgeschneidert – Wie Russland Vergangenheit schreibt.
Der Wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestages stellte noch im Januar 2022 eine Argumentation zu den Minsker Abkommen der Jahre 2014 und 2015 zusammen.
Ukrainische Literatur
Taras Schewtschenko (1814–1861) wird als der größte Nationaldichter der Ukraine verehrt. Er schrieb Gedichte auf Ukrainisch, Prosa und Tagebücher auf Russisch. 1838 wurde er von Freunden durch Veranstaltung einer Lotterie aus der Leibeigenschaft eines ukrainischen Gutsherren freigekauft. Erst 1861 wurde im Zarenreich, zu der die Ukraine damals gehörte, die Leibeigenschaft abgeschafft. Zwischen 1850 und 1857 war er, in die Rolle eines einfachen Soldaten gezwungen und unter Schreib- und Malverbot, in die Festung Nowopetrowsk am Kaspischen Meer verbannt, die heute Fort Schewtschenko heißt.
Dieser Ort spielt unter anderem eine wichtige Rolle in einem der Romane des ukrainischen Bestsellerautors Andrej Kurkow, den ich kurz besprochen habe.
Zur ukrainischen Gegenwartsliteratur seit 1991 gibt es einige interessante Arbeiten.
Roman Dubasevych, Matthias Schwartz (Hrsg.): Sirenen des Krieges. Diskursive und affektive Dimensionen des Ukraine-Konflikts. Kadmos, 2019.
Die Beiträge des Buchs offenbaren unter anderem die gegenseitigen Ressentiments und die geschichtspolitischen Obsessionen, die bereits lange vorher in künstlerischen Werken und kulturellen Diskursen präsent waren – wie schon der Klappentext zutreffend sagt.
Spannend ist die Erläuterung des Umschlagbildes in der Einleitung der Herausgeber. Es handelt sich um das Gemälde Der Krieg eröffnet Möglichkeiten für Neonazis und Faschisten auf beiden Seiten des anarchistischen Kiewer Künstlers Davyd Čyčkan. Es zeigt Vertreter kämpfender Parteien, die einander immer ähnlicher werden. Dubasevych und Schwarz schreiben dazu: »Es ist bemerkenswert, dass ausgerechnet die anarchistische und radikal linke Szene, verkörpert neben Davyd Čyčkan auch durch den Soziologen Volodymyr Iščenko und die Zeitschrift Spil’ne (Das Gemeinsame), noch während der Euromaidan-Proteste« vor den Gefahren einer nationalistischen Gewalteskalation prophetisch warnte und die Sinnlosigkeit einer kriegerischen Auseinandersetzung mit Russland durchschaute.« (S. 30)
Das Bild war 2017 Teil einer Ausstellung in Kiew, die einige Tage nach der Eröffnung von einer Gruppe Vermummter verwüstet wurde. Sie sprühten Parolen an die Wand und vernichteten unter anderem dieses Bild. An dessen Stelle prangte die Parole, die auch Selenskyi in seiner Rede im Deutschen Bundestag am 17.03.2022 verwendete: »Ruhm der Ukraine«.
Sachlich spannend ist die literaturwissenschaftliche Dissertation von Tatjana Hofmann: Literarische Ethnografien der Ukraine. Prosa nach 1991. Basel: Schwabe, 2014, die sich auch zum Download findet.
Der in Gießen lehrende ukrainische Literaturwissenschaftler Alexander Chertenko untersuchte 2019 das Bild des Donbas in Jevhen Položis Roman Ilovajs’k: »Hier gibt es keine Unschuldigen«. Die Mikrokolonisierung des Donbas. Eine kürzere Fassung seiner Darstellung ist bei der Bundeszentrale für politische Bildung erschienen.
Loznitsas Film ist von einem sarkastischen, teilweise absurdistischem Humor geprägt. Er zeigt den Zerfall menschlicher Werte im umkämpften Donbas aus ukrainischer Perspektive
Der Cyborg-Film ist ein reiner Propaganda-Spielfilm, der das völlig sinnlose Durchhalten eines kleinen ukrainischen Trupps auf dem bereits zerstörten Flughafen von Donezk zeigt. Roman Dubasevychs Artikel über diesen Film ist quasi eine Kurzfassung seines Beitrags in dem oben erwähnten Buch Sirenen des Krieges. Genre und »Haltung« entsprechen dem Durchhaltefilm Kolberg von Veit Harlan.
Die pro-russische bzw. pro-separatistische Dokumentar-Montage des deutschen Regisseurs Domke-Schulz ist als propagandistisches Gegenstück nicht so beklemmend wie Seitablajews Spielfilm, was auch an seinen handwerklichen Mängeln liegt.