Gegen den offenkundigen Mainstream der Russland- und Kriegserklärer, zu denen auch alte antirevisionistische Kämpen wie Gerd Koenen und Kalrl Schlögel gehören, erhebt sich kaum eine öffentlich bemerkte Stimme. Eine fällt durchaus auf. Johannes Varwick, Politikwissenschaftler mit dem Schwerpunkt internationale Sicherheitspolitik, spricht jetzt häufig – nolens volens – die Gegenworte zum Chor der plötzlich zu Bellizisten, Nato- und Aufrüstungsbefürwortern konvertierten Stimmen, von denen nicht wenige in der Vergangenheit noch ganz anders tönten. Varwick bezeichnet sich nicht als Pazifisten, aber regt dazu an, den russischen Einmarsch in die Ukraine von seinen möglichen Ergebnissen her zu betrachten. Realistischerweise kann es nur einen militärischen Sieg Russlands oder – hoffentlich sehr bald – einen Waffenstillstand und Verhandlungen geben, in denen die russischen Interessen in Kompromisse eingehen. Das Anfeuern des Krieges durch die Forderung nach weiteren Waffenlieferungen oder gar nach einer durch die Nato gesicherte Flugverbotszone ist von nicht zu unterschätzender Gefährlichkeit. Das scheint den alten und neuen Militaristen sowie den Medien, die ihnen Text-, Ton- und Bildstrecken in ungeheuren Maßen zur Verfügung stellen, herzlich egal zu sein.
Varwick jedenfalls kann hier gehört werden, sein aktuelles Portfolio an politischen Kommentaren ist auf seiner eigenen Website zu finden.