1 Freie Sachsen
Vor der Moderation:
Demonstration gegen Corona-Regeln. Aus der Äußerung einer Demonstrantin, sie fühle sich wie im KZ eingesperrt, macht der Reporter: Sie machen die Polizisten hier zu KZ-Wärtern. Die Frau bestätigt das nach einem Moment des Zögerns, aber: So hatte sie sich nicht geäußert.
Der folgende Bericht über die Partei Freie Sachsen steht unter der Prämisse der Anmoderation, dass die Politik zunehmend denen, die sich in einer Corona-Diktatur glauben und Rechtsextremen folgen, nichts entgegensetze. »Schlimmer noch, sie reicht auch denen noch die Hand, die schon längst die Fäuste ballen.«
Ministerpräsident Kretschmer versucht vergeblich, mit Teilnehmern einer kleinen Demonstration zu sprechen. Auch das bekannte Video aus dem Jahr 2021 mit der Schneeschaufel vor seiner Haustür wird gezeigt. Der Kommentar stellt die asymmetrische Gesprächsoffenheit von Kretschmer und den Demonstranten fest. Die konfrontativen Demonstrationen werden im Telegram-Kanal der Freien Sachsen als Erfolge gefeiert.
Demonstranten in Frankenberg warten auf den Ministerpräsidenten. Offenbar angeführt von Stefan Hartung, NPD-Kreisvorsitzender und Mitglied der Freien Sachsen. Reporter führt ein für die Demonstranten über Lautsprecher mitverfolgbares Interview, das diese Mitgliedschaften Hartungs feststellt. Hartungs Äußerung zu Gewalttätigkeiten: Solange es keine Polizeigewalt gegen Demonstranten gebe, werde es auch keine Gegengewalt geben, und er weist auf das Recht der Versammlungsfreiheit hin. Der Kommentar dann geht ein Stück über die Äußerungen Hartungs hinaus und unternimmt einen Gedankensprung:
»Widerstand, notfalls Gewalt als legitimes Mittel, wenn einem die Politik der gewählten Vertreter nicht passt – warum also versucht der Ministerpräsident gerade mit diesen Leuten immer wieder ins Gespräch zu kommen?«
Franziska Klemenz von der Sächsischen Zeitung hält des MP Gesprächsbereitschaft für Schwäche, die ausgenutzt wird.
»Statt klare Kante zu zeigen, gehen inzwischen einige Lokalpolitiker immer weiter auf die Protestbewegung zu.«
Stv. Landrat in Bautzen (CDU) weigert sich, die Impfpflicht für Beschäftigte im Gesundheitsdienst umzusetzen. Das Kalkül der Rechten scheint aufzugehen.
Ende des Beitrags: Gerangel zwischen Polizei und Demonstranten bei irgendeiner Demo.
Wertung
Der Beitrag ist kein journalistischer Bericht, sondern eine bebilderte und dramatisierte Meinungsäußerung. Er richtet sich gegen die poliitsche Gesprächsbereitschaft mit Corona-Demonstranten, die stärker unter den Einfluss rechter Gruppen zu geraten scheinen. Zu dieser Position wird keine Stellungnahme beispielsweise des mehrfach gezeigten Ministerpräsidenten eingeholt. Im Grunde werden dadurch die Standards verletzt, zu denen der öffentlich-rechtliche Rundfunk verpflichtet ist und die von ihm selbst auch oft öffentlich beansprucht werden.
2 Corona
Freiheit von Corona noch nicht in Sicht.
Impfpapst Böttcher, Berlin. Virologe Ulrichs.
Botschaft: Immer noch bestimmt eine Minderheit (der Ungeimpften) das Leben der Mehrheit.
Gegenbeispiel Spanien: hohe Impfquote, von daher Öffnungsperspektive.
Wertung
Bericht ist eine Momentaufnahme von vielen. Diskutiert wird nicht. Die Bilder hätten einen besseren Platz in einer Talkshow bzw. in einer Social-Media-Umgebung.
3 Reservistenverband >> Wehrsportgruppe
Gleich zu Anfang: TV-Team wartet auf Jens G., einen Bundeswehr-Reserveoffizier, dem nachgesagt wird, er plane die Gründung einer Wehrsportgruppe.
Es handelt sich hier offenbar wieder um ein Beispiel für die Verwechslung von investigativem Journalismus mit unangekündigter Überfall-Befragung. Der Gestellte bleibt bemerkenswert gelassen. Er reagiert erst nach einer Weile patzig (Reden Sie mit meinem Anwalt).
G.s Kontakte reichen angeblich bis ins Verteidigungsministerium. Dort verlor ein Beamter B. seinen Posten, ein Bekannter von G. Der Beamte wird in einem Video von 2004 auf einem Treffen von Ritterkreuzträgern entdeckt, die die Kriegführung Hitlers verteidigten. Beide, dieser B. und G. haben Verbindungen zu Burschenschaften, Jens G. auch zu völkischen Gruppen.
Ein Wolfgang F. nahm an ähnlichen völkischen Treffen teil, spielte dort Waldhorn. Auch Christian G., Reservist, bei dem bei einer Polizeidurchsuchung Waffen gefunden wurden. G.s Lebensgefährtin soll in die gewaltbereite Neonaziszene hinein vernetzt sein.
Der Reservistenverband zeigt sich weitgehend uninformiert. Mitgliedschaft von Jens G. ruht. Bundestagsabgeordnete Renner (Linke) fordert den Verband auf, genauer hinzusehen.
Wertung
Das Thema ist interessant und wichtig – aber die Informationsbasis des Berichts ist recht dürftig. Personen »sollen« angeblich diese und jene Verbindung haben, aber substanzielle Vorwürfe können offenbar nicht gemacht werden. Das hinterlässt einen schalen Geschmack. Vielleicht wäre es besser gewesen, die Recherche erst noch fortzusetzen und auf der Grundlage von mehr Belegen zu berichten.
4 EAWD
Eine Firma beansprucht, eine Lösung zur Behebung des weltweiten Wassermangels zu haben und ist zum Beispiel auch in der Gemeinde Grünheide im Gespräch, um dort die Wasserentnahmen des Tesla-Werks durch ihre Erfindung auszugleichen.
Die Firma EAWD scheint ein Geschäft auf einer nicht-existierenden technischen Erfindung aufbauen zu wollen. Der Geschäftsführer hält bei einer Befragung nach der Glaubwürdigkeit seines Vorhabens schließlich solche Sprüche dagegen:
»Your limitation is not my obligation.«
Wertung
Auch hier wurde nicht zu Ende recherchiert. Ob Betrug vorliegt, ob es Geschädigte gibt usw., wurde nicht ermittelt. Die Zuschauer müssen sich anhand der Andeutungen selbst einen Reim auf die Geschichte machen. Interessant und auch witzig ist der Beitrag durchaus. Die Befragung Elon Musks, der neben Laschet die Frage nach dem Entzug von Wasser durch das Tesla-Werk verlacht, und andererseits die arrogante Abwehrreaktion des EAWD-Geschäftsführers prägen sich ein.