Aktuelle Vergeblichkeitsforschung

  • Schwere Waffen auf beiden Seiten

    Das Kriegstagebuch eines jungen deutschen Soldaten, der Schriftsteller hätte werden können und wollen. Willy Peter Reese wurde 1921 geboren, lebte in Duisburg, machte 1939 Abitur, begann dann auf Wunsch seiner Eltern eine Banklehre, wurde im Frühjahr 1941 zum Kriegsdienst eingezogen und starb nach späteren Ermittlungen höchstwahrscheinlich im Juni 1944 in der Gegend von Witebsk. Er führte ein Tagebuch, das er selbst in Urlaubsphasen in ein Buchmanuskript umarbeitete. Es blieb ein Fragment, aber darauf kommt es nicht an.

    Er las und schrieb fast ununterbrochen. Im Schützengraben stritt er sich mit Kameraden um die einzige verfügbare Kerze, um ein Gedicht zu schreiben oder seine Gedanken in sein Tagebuch einzutragen. In den Reflexionen über Russland sind Lektürespuren – er kannte nicht nur Dostojewski, sondern zählt an einer Stelle zehn russische Autoren auf – erkennbar.

    Die Auseinandersetzung mit dem Krieg selbst und der eigenen Rolle als Soldat zieht sich durch das ganze Buch. Reese ist auch ein Leser von Ernst Jünger, direkt zitiert er den Arbeiter. Aber auch die häufig wiederkehrende Bezeichnung des Krieges als Abenteuer weist in die Richtung Jüngers.

    »Die Zeit der Abenteuer begann, doch im Anfrang war der Krieg nur ein Spiel … Die Truppe wurde zur Kampfeinheit gemacht, der Einzelne zum Glied einer Maschine … So erhielt das Kanonenfutter seinen letzten Schliff … Das Material erhielt seine Form, und ich nahm die Maske des Soldaten genauer und meisterhafter an.«

    Begegnungen mit Menschen aus den von der Wehrmacht besetzten Gebieten, häufig unmittelbar an der Front, schildert Reese immer warmherzig und interessiert. Die Kommunikation mit diesen »Feinden« gelingt ihm besser als mit den Kameraden.

    »Nie fand ich Feinde unter fremden Völkern, immer führte bald eine Brücke von Mensch zu Mensch. Sie ahnten den Friedensmenschen unter meiner Uniform. Feinde fand ich nur in meiner Nachbarschaft und in mir selbst, das Ich kämpfte gegen mein Schicksal und gefährdete meine Gestalt.«

    Er beobachtet den brutalen Umgang mit russischen Kriegsgefangenen in der »Etappe«: »Ich setzte mich auf einen Stapel Bretter, fühlte müde die warme Sonne und sah russischen Kriegsgefangenen bei ihrer Arbeit zu. Bärtige Gesichter, ungepflegte Haare, leere Augen und zerrissene Uniformen schufen ein Bild heimatloser Traurigkeit. Jede Bewegung geschah träge, widerwillig, und die Wächter fluchten, schlugen sie mit Stöcken und den Kolben ihrer Gewehre. Ich fühlte keinen Zorn über die Mißhandlung der Wehrlosen und kein Mitleid mit ihnen. Ich sah nur ihre Faulheit und ihren Trotz; ich wußte noch nicht, daß sie hungerten.«

    Bereits im ersten halben Jahr seiner »Reise« macht Reese permanent eigene körperliche Grenzerfahrungen. Er ist eigentlich ein zarter und unsportlicher Typ, aber muss marschieren wie alle anderen. Sommerhitze, entzündete Füße, Ungeziefer, Schlamm machen ihm zu schaffen. Nebenbei zerlegt er die Phantasien von Kameradschaft, die sich manchmal in den 1950er und 1960er Jahren in private Berichte über Kriegserfahrungen einschlichen und den breiten Strom der Landser-Literatur prägten.

    »Verbittert betrachteten wir Hunger, Frost, Not und unsere verschollene Stellung. Alle waren überreizt und krank. Ausbrüche von Jähzorn und Haß, Neid, Schlägereien, Hohn und Wut zerstörten den Rest der Kameradschaft … Die Gefallenen beachteten wir nicht und scharrten sie auch nicht ein, zogen nur ihre Mäntel noch an und ihre Handschuhe.«

    Auch die Strukturen innerhalb der Wehrmacht brutalisieren sich. Reese berichtet über eine Reihe von Todesurteilen gegen Soldaten aus geringsten Anlässen und aufgrund abstruser Unterstellungen. »Der Krieg war zum Wahnsinn geworden, nur auf das Morden kam es noch an, gleichgültig, wen es traf.«

    Vom Prozess der Entmenschlichung nimmt sich Reese nicht aus, wendet aber die Erkenntnis dieses Prozesses auch gleichzeitig gegen sich selbst. Ihm wird bewusst, dass er sich in seinem Tagebuch an den eigenen Tod heranschreibt und ist schon früh bereit, den Tod auch zu akzeptieren oder ihn sich sogar herbeizuwünschen:

    »Ich ahnte die Verheerungen des Krieges in mir, sah die verwüsteten Gärten meiner Jugend und wußte mich zu einem Schattendasein im Hexenkessel der Erinnerung verurteilt, fühlte mich von Gott und meinen Engeln verlassen, ausgesetzt in einem eisigen Weltall, zwischen fernsten Sternen im Nichts.«

    Reese ist völlig bewusst, dass er sich als Teilnehmer am gegenseitigen Massenmorden schuldig macht. Wie viele andere ist er nicht freiwillig in den Krieg gezogen und sträubt sich auch innerlich gegen die Befehle, die alle gleichwohl befolgt werden. Gedanken an Rebellion oder Selbstmord werden verworfen. »Aber wir gaben uns lieber dem Zufall eines Gefechts, dem Spottbild des Soldatenglücks hin, als dem sicheren Tod durch das Gesetz. Ob wir erschüttert, mutig oder zitternd, tollkühn oder feige, bereit oder verzweifelt in den Kampf gingen, wag nichts vor der Tatsache, daß keiner freiwillig ging. Nur manchmal, am Rande des Wahnsinns, geschah ein heroischer Opfergang von Einzelnen, die nicht mehr an ihr Leben glaubten.«

    Die zunehmenden inneren Verwüstungen bringen Reese dazu, nach einem Genesungsurlaub (aufgrund einer zweiten kleineren Verwundung) freiwillig wieder an die Front zu wollen. »Ich wollte das Feuer durch das Feuer besiegen, den Krieg durch den Krieg.«

    Er fühlt sich in Russland schließlich mehr zuhause als in seiner Heimat. Allerdings war der »Abnutzungskrieg« mit überschaubar intensiven Kampfhandlungen schon im September 1943 zu Ende, von da an war die Wehrmacht an der Ostfront im Prinzip auf der Flucht. Befehle zum unbedingten Halten von Stellungen bewirkten noch den Tod von vielen hunderttausend Soldaten. Wie dem von Willy Peter Reese.


    Willy Peter Reese: Mir selber seltsam fremd. Die Unmenschlichkeit des Krieges. Russland 1941–44. Berlin: List, 2004

  • Schreiben Schreiben

    Ein neues »literatursoziologisches Grundlagenwerk« sei die Darmstädter Dissertation von Carolin Amlinger, sagen Werbung und Blurbs. Über 800 Seiten stark, aber beileibe kein Grundlagenwerk. Einige, die diesen Namen eher verdienen, werden darin zitiert. Ansonsten ist die Arbeit ein Potpourri vieler Aspekte, die das Schreiben, die Literatur und vor allem den Literaturmarkt betreffen. Viel weniger wäre mehr gewesen. Ich erwarte von einer Doktorarbeit kein systematisches Werk, aber durchaus einige neue Einsichten, die sich angesichts des tausendfach beackerten Feldes nur durch Vertiefungen erreichen ließen. Daran jedoch ermangelt es dieser Arbeit. Hunderte von Themen werden gestreift, sowohl auf der theoretischen wie auch auf der historischen Ebene. Nebenbei muss man unbegründete Behauptungen ertragen wie die über den Feuilletonroman im 19. Jahrhundert, der mit seinen Fortsetzungen angeblich die »Einheit des Werks« aufgebrochen habe. Das Gegenteil ist ja der Fall: Balzac, Sue, Flaubert, Dickens, Dostojewskij – alle veröffentlichten Fortsetzungen, während der Schreibprozess noch munter weiterging, und erst später wurden die Werke zu einer Einheit zwischen Buchdeckeln zusammengefügt.

    Der Blick auf die soziale Lage von Schriftstellern Ende des 19. Jahrhunderts – zwischen Aristokraten der Schrift und Tintensklaven – ist ebenso flüchtig wie knappe Ansätze von Verlagsgeschichte(n), der Geschichte von Produktionstechniken und der Entwicklungen auf dem deutschen Buchmarkt seit 1945. Die Öffentlichkeit, die durch den Literaturbetrieb der 1950er/1960er Jahre gleichermaßen geschaffen wie repräsentiert wird, stilisiert Amlinger zu einer »Gegenöffentlichkeit«, die »literarische Innovationen jenseits des Warenprinzips erprobte« (191). Was sie damit meint, wird nicht deutlich: Mischkalkulation der Verlage (alter Hut)? Literarischer Samisdat und Raubdrucke? Literarische Teilöffentlichkeit als Korrektiv zur institutionell eingehegten politischen Öffentlichkeit? Hinweise fehlen. Ja, die Autorenreports von Fohrbeck & Wiesand sintemalen (in den 1970er Jahren) haben Stichworte wie »fortschreitende Kommodifizierung« des Literaturbetriebs geliefert, ohne allerdings das »Davor« dieses Fortschreitens deutlich zu charakterisieren. Auch Anfang des 20. Jahrhunderts war das Buch eine Ware, waren hauptberufliche Schriftstellerinnen häufig in prekären ökonomischen Verhältnissen (oder eben nicht hauptberuflich tätig) usw.

    Die im zweiten Teil des Bandes ausgewertete Umfrage zum Schriftstellerberuf enttäuscht ebenfalls. Die Analyse bleibt flach, Begriffe (wie »Institution Literatur«) werden nicht klar analysiert, der Autonomiebegriff bleibt zweischneidig, und die Folgerungen am Ende des Buchs sind nicht weiterführend. Das Buch ist eine einzige Enttäuschung, besonders für jemanden, der die in ihm angerissenen Prozesse seit fünfzig Jahren beobachtet.


    Carolin Amlinger: Schreiben. Eine Soziologie literarischer Arbeit. Berlin: Suhrkamp, 2021.

  • Gefühle lassen sich nicht lehren

    Alexander Kluge schreibt über den »Nebel des Krieges«, der die Sinne und die Gefühlswelten unberechenbar werden lässt – und die Rezensenten machen sich auf Stellensuche. Der Autor hat sich bekanntlich nicht für die Unterstützung eines militärischen Siegs der Ukraine im gegenwärtigen Krieg ausgesprochen. Er nimmt Stellung gegen den Krieg. Auch nicht für Frieden (wie sollte der auch einfach vom Himmel fallen?), sondern für Anti-Krieg.

    Die Rezensenten und andere Kommentatoren, denen ohne weiteres unterstellt werden kann, dass sie weder Kluges Buch gelesen noch die in ihm verlinkten Videos angesehen haben, fahnden nach verdächtigen Textpassagen, die für sie belegen, dass Kluge ein unsicherer Kantonist ist. Sie akzeptieren keine Ungewissheit, keine produktiven Grauzonen und Erschöpfungszustände, aus denen vielleicht plötzlich der Wille zur Waffenruhe entstehen könnte. Die meisten kennen offenbar auch nicht Bertolt Brechts Kriegsfibel, die auf 69 Bilddokumenten und Zeitungsausschnitten basierende Gedichte enthält, die lehren sollen, die wiedergegebenen Bilder zu lesen. Das Buch erschien erst 1955, zehn Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs und von Brechts Sammlung.

    Eine Zeitenwende beobachtete schon Brecht. Damals eine Tragödie. Inzwischen ein wohlfeiles Narrativ.

    Beklagt wird, dass der Autor nicht eindeutig im Sinne des Unbezweifelbaren und Richtigen Stellung nimmt, sondern vieles offen lässt. Die Sucht nach dem Unbezweifelbaren und Richtigen, die Berufung auf nicht verhandelbare Werte, Welterklärungen aus einem Guss: das sind lehrbuchartige Kennzeichen von Ideologie. Kluge besteht auf hinterfragbaren Argumenten, stellt an manchen Orten im Buch sogar zwei Varianten nebeneinander, auch im Hinblick auf die Interpretation der Absichten des russischen Präsidenten.

    Kriege wie die amerikanischen Angriffe auf den Irak und Afghanistan basieren nicht auf dem Ratschluss einzelner mächtiger Individuen. »Es gab aggressive Vorbereitung durch Lobbyisten und republikanisch gesinnte Wissenschaftler in den Stiftungen in Washington. Hier in den Stiftungen entstanden die Pläne für die Besiegung des Islam, die Niederlage des Iran, die Generallösung im Nahen Osten.« (96) Deutsche Institute und Stiftungen – zuvörderst die Wiederauflage des Deutschen Wehrvereins, das »Zentrum Liberale Moderne« – machen sich seit Beginn des Jahres 2022 mit aggressiv-militaristischen Tönen bemerkbar und verfolgen verbal jeden, der sich dem Einstieg in die Todesspirale der militärischen Teilnahme am Krieg – zur Abwehr der russischen Aggression – widersetzt.


    Kluge, Alexander: Kriegsfibel 2023. Berlin: Suhrkamp, 2023.

  • Workflow mit Markdown (2)

    Zu Teil 1

    In den letzten sechs Jahren habe ich mich hauptsächlich mit soziologischen und medienwissenschaftlichen Fragen beschäftigt und auch viel geschrieben. Ein Buch, ein buchlanges Manuskript, eine Reihe von Vorträgen und Artikeln – alles wurde und wird in einer um einen Markdown-Editor herum organisierten Umgebung verfasst. Das war zunächst Ulysses, dann Typora, jetzt Obsidian.

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  • Sehnsucht nach dem Richtigen

    Renegaten noch und noch: Friedenstauben werden zu Falken (wer hätte das bei Toni Hofreiter geahnt?), Marxisten-Leninisten zu Partnern der – wie sie damals sagten – »aggressivsten Fraktion des Monopolkapitals«, vormalig kritisch-analytische Geister zu penetranten Legendenverbreitern. Ich erkläre mir das unter anderem als Sehnsucht nach dem Eindeutigen, Richtigen, Unbezweifelbaren. Der Mainstream liefert diese Pharmaka nicht. Wie schon vor dem 1. Weltkrieg vergrößert sich die Verstörung auch kluger Geister, die irgendwie das Ganze zu fassen bekommen wollen, es aber nicht finden und formulieren können. Durch den Eintritt in einen geordneten Raum (autoritäre Parteiorganisationen, George-Kreis) und den Anschluss an geordnete Welterklärungen (Historischer Materialismus, Rassenideologien) konnte damals die Unruhe für zeitweilig gedämpft werden. Die aktuellen Überläufer zu den Querdenkern usw. haben – sofern sie eher meiner Generation angehören – oft eine Vergangenheit in kommunistischen Parteisekten. Da gibt es eine Gruppe, die zur Zeit erfolgreich den Mainstream vor sich hertreibt. Die fast kriegslüsternen Russland-Ukraine-Kommentare von Schlögel, Koenen, Fücks, Beck, Bütikofer et al. erinnern an ihre wüsten »antirevisionistischen« Schimpfkanonaden der 1970er. Dass es dabei nun zu Bündnissen mit der deutschen Waffenlobby (Strack-Zimmermann) kommt, stört sie überhaupt nicht. Die andere Gruppe ist schon vor einigen Jahren zur Achse des Guten, zu Tichys Einblick, zu den Nachdenkseiten und den noch eindeutigeren Foren und Gruppierungen übergelaufen. Dutzende früherer Linker (von Sponti bis ML) sind diesen Weg gegangen sind und geistern nun zum Teil bei den Identitären herum. Eine dritte Gruppe zieht offenbar aus DDR-Erfahrungen ähnliche Konsequenzen (Michael Meyen, Uwe Tellkamp).

    Oft wird, vor allem von sozialdemokratisch geprägten Zeitgenossen, die »gemeinsame« Basis für die gesellschaftliche Kommunikation, Deliberation und Konfliktlösung beschworen. Sie sei durch spaltende Menschen und Medien bedroht, wenn nicht gar schon vernichtet worden. Der Sozialdemokratie ist die Arbeiterklasse als Massenbasis entschwunden – wobei ohnehin Zweifel an dieser Beschreibung angebracht sind –, und stellt nun fest, dass auch die »Mitte« aus vielen Partikularinteressen zusammengesetzt ist. Allerdings stimmt die Wahrnehmung des Verlusts der Gemeinsamkeit wohl gar nicht. Die gemeinsame Basis oder der gemeinsame Hintergrund der gesellschaftlichen Kommunikation wird in einigen Studien durchaus bestätigt. Das Informationsbudget auch der systemkritischen Gruppen enthält immer auch die Mainstream-Medien. Gerade diese Gruppen sind nicht Opfer einer Filterblase, sondern wählen selbstbewusst Informationsquellen aus. Ebenso sind Echokammern ihre aktive Wahl, diese bestätigen ihnen (zumindest vermeintlich) die ersehnte Selbstwirksamkeit.

    Mit der Darstellung von Algorithmen als Täter und Mediennutzern als Opfer (besonders spezialisiert darauf hat sich Carsten Brosda, ein schlimmer medienrechtlicher Unterstützer dieser Sicht ist Rolf Schwartmann) wollen sich Medienpolitiker und Institutionen wie die Landesmedienanstalten die Legitimation für ihr Regulierungshandeln verschaffen. Zu beobachten ist das bei Social Media, jetzt auch bei ChatGPT. Ich halte das in manchen Auswüchsen (Schwartmann will die Metas und Alphabets zu einer »zweiten Säule« von Klickvorschlägen verpflichten, die den staatlichen Vorstellungen von Ausgewogenheit entsprechen) für geradezu demokratiegefährdend. Brosda äußert sich gerade wieder in der FAZ: Zwar wüsste momentan noch niemand, ob und wie die KI die öffentliche Kommunikation verändern wird, aber wir stehen hier an »Kipppunkten«, unsere demokratische Souveränität ist in Gefahr, vor allem durch chinesische KI-Angebote. Welche das sind, um welche konkreten Auswirkungen es gehen könnte usw., führt Brosda nicht aus. Ihm ist offenbar vor allem wichtig, ein erregendes Thema gefunden zu haben, mit dem die Regulatoren die Öffentlichkeit mobilisieren können. Die China-Keule passt einfach überall.

    Die von Sunstein, Pariser und anderen auf anekdotischer Basis heraufbeschworenen Erscheinungen finden eigentlich nur bei einer Gruppe von Mediennutzern einen Grund: den Nur-Fernsehern der Seniorenklasse. Die kennen die Welt nur noch aus den Heute- und Tagesschau-Nachrichten und können sich wunderbar darüber austauschen, welche Farbe das Kleid von Annalena Baerbock bei ihrem G7-Auftritt hatte. Die Angemessenheit der Weltsicht, die über die Fernsehnachrichten vermittelt wird, scheint mir ein wesentlich wichtigeres und auch Erregung verdienendes Thema zu sein als Phantastereien über den chinesischen Einfluss auf die hiesige Meinungsbildung.


    Foto: Senator Carsten Brosda ©Hernandez für Behörde für Kultur und Medien Hamburg